Anna Aliena, ehemals Sängerin von ShirayasDream, veröffentlicht am 25. November ihre erste Solo-EP. Kurz vor deren Veröffentlichung stand mir die Künstlerin, die keine Grenzen kennt, Rede und Antwort und teilte mit mir ihre sehr persönliche Sicht über Außenseiter-Dasein, Musikbusiness, Internet und ihr neu gegründetes Musik-Label Go!Diva Records. Und es zeigt sich immer mehr dass mit Anna Aliena eine Künstlerin am Werk ist, die nicht nur neue Wege beschreitet sondern auch mit ihrer Kunst und ihrer Direktheit polarisiert.
Seit deiner Trennung von ShirayasDream machst du alles alleine: Du schreibst, komponierst, singst und produzierst deine Songs ohne Hilfe. Woher nimmst du die Kraft?
Aus mir selbst. Auch wenn ich äußerlich eher reserviert wirke, brodelt es in meinem Innern. Und daraus schöpfe ich.
Auch das Cover-Artwork deiner kommenden EP ist ein Gemälde von dir. Neben der Musik eine zusätzliche künstlerische Ausdrucksform die du weiter verfolgen wirst?
Ja, die Malerei finde ich sehr entspannend und es ist ja nicht unbedingt üblich, dass Musiker ihre Werke auch selbst illustrieren. Auf mich haben Farben schon immer einen besonderen Reiz ausgeübt. In Zukunft werde ich übrigens nur noch Mini-Alben wie „Silly Little Boys“ veröffentlichen – mit selbst gemaltem Cover! Das Nachfolge-Werk wird „Cinderella“ heißen. Das steht schon mal fest!
Was inspiriert dich?
Die mehr oder weniger glücklichen Lieben meines Lebens - ob real oder in der Fantasie. Beziehungskisten eignen sich wunderbar als Inspirationsquelle. Bewerbungen für die Rolle meiner Muse werden allerdings seit Neuestem nicht mehr angenommen, vielleicht gar nicht mehr ... Was die instrumentalen Parts betrifft, lasse ich mich von den Sounds inspirieren, die mir zur Verfügung stehen.
Erzähle uns etwas über die Songs deiner EP „Silly Little Boys“. Inwieweit verarbeitest du reale Erlebnisse in deiner Musik?
Im ersten Song „Goodbye, Goddess of the Moon“ nehme ich Abschied von ShirayasDream – auch eine Beziehungskiste, obwohl sie nur musikalisch und auf der persönlichen Ebene rein platonisch war. Die wahre Muse im Entstehungsprozess von „Silly Little Boys“ war jedoch ein anderer – nennen wir ihn an dieser Stelle einfach Dorian Gray wie die Romanfigur von Oscar Wilde. Er ist der „Teufel mit Engelsgesicht“, dessen „Numbergirl“ ich eine Zeitlang gespielt habe, nur um ihn für mein künstlerisches Schaffen wie eine Besessene auszusaugen. Vielen lieben Dank dafür, schöner Dorian!
Du bist Begründerin des Alien-Pop. Siehst du dich künstlerisch, aber auch ganz persönlich als „Alien“, also als Außenseiterin in der Gesellschaft?
Von welcher Gesellschaft ist die Rede – von der Gesellschaft im Allgemeinen oder einer bestimmten Sparte der Gesellschaft? In der Schule war ich immer Außenseiterin und muss zugeben, dass ich bis heute stolz darauf bin! Auch darauf, dass mich die marode deutsche Musikszene mit ihrem ewig gestrigen Müll nicht wirklich anerkennen will, denn was für Innovationen kommen schon aus diesem Land? Alle großen deutschen Künstler haben ihre Heimat irgendwann verlassen und es kann gut sein, dass ich es eines Tages auch tun werde.
Du bist klassisch ausgebildete Mezzosopranistin. Hast du schon einmal über ein rein klassisches Programm nachgedacht?
Ich habe bereits bei mehreren Anlässen rein klassisch gesungen. Sehr viele Opernarien, vor allem aus dem zu mir passenden dramatischen Fach, sprudeln vor Leidenschaft, so dass ich mich emotional richtig austoben kann. Warum also nicht? Ich habe auch schon darüber nachgedacht, Neo-Klassik im orchestralen Stil zu komponieren. Schritt für Schritt werde ich diese Ideen auch umsetzen.
Du hast mit Go!Diva Records ein eigenes Label gegründet. Was hat dich zu diesem Schritt bewogen?
Meine künstlerische Freiheit schätze ich sehr. Ja, meine Ideen haben den Drang, nach meinen Vorstellungen realisiert zu werden und wahrscheinlich gelingt mir das erst einmal am besten unter meinem eigenen Label.
Das Internet hat vieles im Musikbusiness verändert. Einerseits werden die vielen illegalen Downloads beklagt, andererseits ist es aber gerade durch Social Media Plattformen wie facebook, twitter oder youtube möglich, ohne großen finanziellen Aufwand an potenzielles Publikum zu kommen. Was ist deine Sicht der Dinge? Welche Chancen aber auch welche Gefahren liegen in diesen Medien?
Natürlich nutze ich solche Medien für Marketing-Zwecke und sie haben mir schon den einen oder anderen Fan beschert. Häufig kommt es aber auch vor, dass gewisse Gestalten meinen, sie müssten mich mit Themen unterhalb der Gürtellinie beballern. Wer das tut, fliegt sofort aus meinen Kontakten. Ich möchte gar nicht so genau wissen, wer heimlich welche Dinge mit meinen hammergeilen Fotos anstellt! ;-) Nun bin ich aber keine pubertierende Göre mehr, die Gefahr läuft, im Internet einem Sittenstrolch in die Hände zu fallen. Die weitaus größere Gefahr sehe ich für mich in den illegalen Downloads. Als Musiker arbeitet man schließlich stundenlang an seinen Werken und ich finde, dass man für all die Mühen und Ideen gerecht bezahlt werden sollte!
Aus aktuellem Anlass: Inwieweit hat man als KünstlerIn eine soziale Verantwortung?
Egal, wie bekannt oder unbekannt ein Künstler ist - es gibt immer wieder Menschen, die dich als Vorbild wahrnehmen. Also ist genau darauf zu achten, welche Aussagen man macht, denn man nimmt ja automatisch eine öffentliche Rolle ein. Ich finde es zum Beispiel verwerflich, wenn Musiker in ihren Songs Gewalt verherrlichen.
Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Neue Songs für die nächste EP "Cinderella" schreiben, im August 2012 bei einem Festival in Italien auftreten, noch mehr Auftritte im In- und Ausland an Land ziehen, meine Muse küssen und so weiter. Wer weiß schon genau, was die Zukunft letzten Endes bringen wird ...